Deutsche Gesellschaft für Digitale Medizin und Deutsche Ärzte Finanz vergeben Promotionsstipendium Studie zur App-basierten Nachsorge für adipöse Patient:innen nach gewichtsreduzierender Operation

Die Deutsche Gesellschaft für Digitale Medizin (DGDM) hat in Kooperation mit der Deutschen Ärzte Finanz (DÄF) ihr drittes Promotionsstipendium vergeben. Neue Stipendiatin ist Sophie B. Ueter. Mit ihrer Doktorarbeit zum Thema „Mobile App-basierte Nachsorge nach bariatrischer OP - randomisierte, multizentrische Studie“ konnte die 23-jährige Studentin der Humanmedizin die Fachjury überzeugen. 

Sophie B. Ueter studiert seit dem Wintersemester 2019 Humanmedizin an der Medizinischen Fakultät Mannheim der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Seit Mai 2022 arbeitet sie am Adipositas Zentrum Rhein-Neckar der Chirurgischen Klinik des Universitätsklinikums Mannheim an einer Studie zur digitalen Nachsorge bei Patient:innen nach bariatrischen (gewichtsreduzierenden) Eingriffen. Seit August 2023 setzt sie ihr Studium aus, um unter Betreuung von Herrn Prof. Dr. med. Mirko Otto und Frau PD Dr. med. Cui Yang an ihrer Promotion über das Thema zu arbeiten. 

Hierzu begleitet sie die auf 12 Monate ausgelegte Studie „BELLA plus“ mit 500 bariatrisch operierten Patient:innen. Die Studie baut auf der nicht randomisierten monozentrischen Pilotstudie „BELLA“ auf, die eine Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Otto im Jahr 2019 durchgeführt hatte. Darin konnte bereits nachgewiesen werden, dass eine digitale Nachsorge nach bariatrischen Eingriffen möglich und mindestens so effizient wie die bisherige Standardnachsorge ist. Patientinnen und Patienten, die über ein Jahr postoperativ über eine Handy-App betreut wurden, hatten gleichwertige Gewichtsverlusts- und Komplikationsraten (Vorstellung in der Notaufnahme, stationäre Wiederaufnahme, Mangelernährung, Vitaminmangel usw.) zu Patientinnen und Patienten, die eine normale Präsenznachsorge erhalten haben. Im Rahmen der Promotion erfolgt nun eine multizentrische, randomisierte Studie zur Verifizierung der früheren Schlussfolgerungen. Zielsetzung ist es, den wissenschaftlichen Nachweis zu liefern, dass eine App-basierte Nachsorge nach einer bariatrischen OP genauso wirksam ist, wie die Standardnachsorge. 

Mit ihrem Thema und dem gewählten Ansatz konnte Sophie B. Ueter die Jury der DGDM überzeugen. Sie wurde für das Promotions-Stipendium ausgewählt und erhält nun für den Zeitraum von 12 Monaten (beginnend ab 1. Oktober 2023) die monatliche Fördersumme von 1.000 Euro. 

Deutliche klinische Relevanz

Sebastian Schulz, 2. Vorsitzender und Leiter des Förderprogramms der DGDM, begründet die Entscheidung des Gremiums: „Frau Ueter konnte die Fachjury mit der Präsentation ihrer klar strukturierten Projektskizze überzeugen. Ihre Dissertation hat deutliche klinische Relevanz - laut dem Deutschen Ärzteblatt lag die Zahl bariatrischer Operationen in Deutschland im Jahr 2014 bei knapp 10.000 und im Jahr 2022 bereits bei rund 20.000 - und verfolgt einen innovativen Ansatz mit direktem Bezug zur digitalen Medizin. Auch der gut strukturierte Zeitplan zur praktikablen Umsetzung des Forschungsprojektes sowie die Tatsache, dass dieses auf den Vorerfahrungen aus einer Pilotstudie aufbaut, fielen bei der Entscheidung positiv ins Gewicht. Wir freuen uns, diese Arbeit zu unterstützen und erwarten die Ergebnisse mit großem Interesse.“

Moritz Titze, Bereichsleiter Zielgruppenmanagement und Training bei der Deutschen Ärzte Finanz gratuliert Sophie B. Ueter sehr herzlich zum Promotionsstipendium. Als Koordinator der Kooperation mit der DGDM bildet die Digitalisierung für ihn eine wesentliche Grundlage für Innovationen in der Medizin. „An dem Forschungsvorhaben von Frau Ueter begeistert uns der Ansatz, wissenschaftlich die Wirksamkeit von telemedizinischer OP-Nachsorge zu untersuchen.“ Den Patientinnen und Patienten bleiben so weite Anfahrtswege zur Klinik erspart. Wichtiger Aspekt ist aber die Arzt-Patientenbeziehung. „Durch die telemedizinische Nachsorge ist ein direkter Kontakt zum behandelnden Arzt immer gegeben und das ist wichtig für den Behandlungserfolg. Wir wünschen Frau Ueter viel Erfolg bei ihrem Forschungsvorhaben und sind schon jetzt sehr gespannt auf die Ergebnisse ihrer Arbeit.“ Adipositas ist eine Zivilisationskrankheit, die auf Dauer viele Folgeerkrankungen wie Diabetes Typ 2 mit sich bringt. „Viele dieser Erkrankungen könnten vermieden werden“, ist sich Moritz Titze sicher. Nicht ohne Grund engagiert sich die Deutsche Ärzteversicherung seit mehr als 60 Jahren im Bereich der Prävention und Versorgungsforschung und vergibt jährlich den renommierten Hufeland-Preis, Deutschlands wichtigsten Medizinpreis im Bereich Prävention. 

Inhalt der Dissertation

Sophie B. Ueter betont: „In der medizinischen Versorgung wird der Konflikt zwischen Ärztemangel und dem demographischen Wandel immer schlimmer. Es ist höchste Zeit, dass Patientenversorgung mithilfe der Möglichkeiten moderner Informations- und Kommunikationstechnologien erleichtert wird.“ Im Folgenden erläutert sie den Inhalt ihrer Doktorarbeit.

„Adipositas ist ein zunehmendes Problem weltweit. Der Anteil der übergewichtigen und adipösen Bevölkerung steigt kontinuierlich. In Deutschland sind, nach der aktuellen Erhebung des Robert-Koch-Instituts im Rahmen der Studie Gesundheit in Deutschland, derzeit 46,6% der Frauen und 60,5% der Männer über 18 Jahren übergewichtig, mit einem Body-Mass-Index von 25 kg/m² oder mehr. 19,0% der Frauen bzw. 19,1% der Männer weisen einen BMI von 30 kg/m² oder mehr auf und haben somit die Grenze zur Adipositas überschritten. Das Übergewicht geht mit einem deutlich erhöhten Risiko für andere Erkrankungen einher, wie zum Beispiel für Diabetes mellitus Typ 2, das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom, Bluthochdruck oder Arthrose des Kniegelenks. Die bariatrische Chirurgie ist die effektivste und dauerhafteste Therapie für Patientinnen und Patienten mit morbider Adipositas.“

Entscheidend für den Erfolg bariatrischer Eingriffe, bezüglich des Gewichtsverlusts, der Früherkennung der Komplikationen und des Monitorings von Begleiterkrankungen, sei vor allem die lebenslange Nachsorge, betont Sophie B. Ueter. „Bariatrische Operationen sind mit potenziellen kurz- und langfristigen Komplikationen verbunden, die in der Nachsorge frühzeitig entdeckt werden können. Die Einhaltung eines Follow-Up Programms ist entscheidend, um den Gewichtsverlust zu verbessern und aufrecht zu erhalten.“ Jedoch würden Kotrolltermine oftmals nicht eingehalten. „Einer der häufigsten Gründe für die Abwesenheit in den Kontrollterminen ist der lange Anfahrtsweg. Eine mögliche Lösung in der heutigen Zeit ist eine digitale Nachsorge mittels einer mobilen Applikation. Über diese werden die Patient:innen in regelmäßigen Abständen mittels Fragebögen zu ihrem allgemeinen Befinden, Schmerzsituation und spezifischen Komplikationen befragt. Sie erhalten Feedback, werden an die Einnahme ihrer Multivitamintabletten und ihre sportliche Bestätigung sowie die notwendigen Blutentnahmen und Vitamin-B12-Spritzen erinnert. Sie haben zudem die Möglichkeit mit dem Studienteam über eine Chatfunktion in der App zu kommunizieren. Auf diese Weise kann, so hoffen wir, die Compliance der Nachsorge erhöht und somit auch mögliche Komplikationen in dieser Gruppe reduziert werden.“

Durch BELLA plus sollen die Ergebnisse der vorangegangen monozentrischen, nicht-randomisierte Vergleichsstudie verifiziert werden. Über den multizentrischen Studienansatz möchten wir zudem zeigen, dass die Anwendung einer telemedizinischen Nachsorge auch an nicht-universitären Zentren möglich ist.

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